Diskussionsbeiträge der Projektgruppe Friedensforschung Konstanz, Nr. 53, 2004

4 Emotional involvement in the conflict
E4 Escalation-oriented pole: Destructive Emotions
E4.5

Denial of possibilities for cooperation and/or blaming the opponent for the failure of cooperation jeopardizes rebuilding of trust

    Example E4.5.2

 

Sueddeutsche Zeitung (SZ), 02.08.1990

Gespräche in Dschidda vorerst abgebrochen
Der Irak und Kuwait schweigen
Bagdad beharrt im Ölkonflikt auf harter Position

Bagdad (AFP) - Die Versöhnungsgespräche zwischen dem Irak und Kuwait im saudiarabischen Dschidda über die Öl- und Grenzstreitigkeiten sind am Mittwoch vorerst abgebrochen worden, ein weiteres Treffen wurde nicht verabredet. Die beiden Delegationen kehrten inzwischen in ihre Hauptstädte Bagdad und Kuwait zurück.
Der Irak und Kuwait hatten erst am Dienstagabend ihre Gespräche über ihre unterschiedlichen Auffassungen aufgenommen. Hinter verschlossenen Türen hatten sich die beiden Delegationsführer, der kuwaitische Ministerpräsident, Erbprinz Scheich Sad Al-Abdallah Salem Al Sabah, und der stellvertretende Präsident des irakischen Revolutionsrates, Issar Ibrahim, getroffen. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich ein ungünstiger Verlauf ab, da nach zuverlässigen Informationen aus Verhandlungskreisen besonders Irak eine 'harte Position' eingenommen hat. Die Gespräche waren vom ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak angeregt worden, der das vorläufige Scheitern gegenüber Journalisten bestätigte.
Die Krise zwischen Bagdad und Kuwait war am 18.Juli durch schwere Anschuldigungen des Iraks gegen das Nachbarland ausgebrochen. Der Irak hatte Kuwait beschuldigt, seit 1980 Öl 'gestohlen' zu haben, eine 'schädliche' Ölpolitik zu verfolgen und schrittweise auf das Gebiet des Irak vorzudringen. Kuwait hatte die Anschuldigungen zurückgewiesen und seinerseits Irak der Ölbohrungen auf kuwaitischem Gebiet bezichtigt. Eine irakische Pressekampagne hatte den Streit verstärkt und die Grenzfrage neu aufgerollt, die seit der Unabhängigkeit Kuwaits im Jahre 1961 in der Schwebe ist.
Nach Angaben des US-Außenministeriums hat der Irak eine 'sehr große Zahl' von Soldaten an seiner Grenze zu Kuwait zusammengezogen, nachdem erst kürzlich starke Truppenverbände dort abgerückt waren. Genaue Zahlen wurden jedoch nicht genannt. Der Irak wurde aufgefordert, seine Truppen abzuziehen, was 'sicherlich zu einer friedlichen Lösung der irakisch-kuwaitischen Meinungsverschiedenheiten beitragen würde'.
Der stellvertretende US-Außenminister für Nahost und Südasien, John Kelly, erklärte vor einem Ausschuß des amerikanischen Senats: 'Der Irak ist eine Großmacht der Region'. Dieser Status impliziere Verantwortlichkeit.


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